Israelis & Deutsche – Video-Interviews mit Brückenbauer*innen

Eigens für die Ausstellung habe ich in Deutschland und Israel zwölf Video-Interviews mit Menschen geführt, die sich auf besondere Weise für die deutsch-israelischen Beziehungen eingesetzt haben. Zu Wort kamen u.a. der Friedensaktivist Uri Avnery, die Schauspielerin Sara von Schwarze, der Dramaturg Joshua Sobol, die Schriftstellerin Nava Semel, der Politiker Dr. Hans-Jochen Vogel, der DJ Dan Yoel sowie die beiden Expertinnen für den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel Christine Mähler und Avital Ben-Chorin. So wurde Geschichte erlebbar und emotional nachvollziehbar.

Mein Aufgabenbereich

Entwicklung, Konzeption, Umsetzung und Regie der Zeitzeug*innen-Interviews im Jahr 2015 in Deutschland und Israel gemeinsam mit Tobias Lindner (Kamera/Schnitt).

Trailer

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Dauer: 01:40 Min.

Einzelne Interviews

Joshua Sobol, geb. 1939 in Tel Mond

„I think there is an unfinished business going on between Israel and Germany.“

Der israelische Schriftsteller und Dramatiker Joshua Sobol schreckt nicht vor historisch belasteten und politisch strittigen Themen zurück. 1984 gelingt ihm sein internationaler Durchbruch mit dem Stück „Ghetto“, das unter anderem von Peter Zadek an der Berliner Volksbühne inszeniert wird. Darin beschäftigt er sich mit dem Schicksal der Juden im Ghetto Vilnius und greift dabei auch interne Konflikte zwischen verschiedenen politischen Ausrichtungen innerhalb des Ghettos auf.

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Dauer 03:07 Min.

Dr. Hans-Jochen Vogel, geb. 1926 in Göttingen

„Natürlich haftet diesen Beziehungen immer noch etwas Besonderes an, aber es gibt auch einen Alltag, eine gewisse Selbstverständlichkeit. Und das hängt eben auch mit dem Generationenwechsel zusammen.“

Der deutsche SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel, der in seiner Gymnasialzeit der Hitlerjugend angehört, beginnt schon in den 1960er Jahren, sich für Israel zu engagieren. Als Oberbürgermeister von München (1960–1972) trägt er maßgeblich dazu bei, dass die Stadt als Gastgeber für die Olympischen Sommerspiele 1972 ausgewählt wird. Vogel begleitet die Särge der toten Sportler nach Israel. Auch nach Ende seiner aktiven politischen Laufbahn – Vogel ist bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags – engagiert er sich gesellschaftlich: Nach der Welle rechtsradikal motivierter Gewalt Anfang der 1990er Jahre begründet er den Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ mit. Der Verein setzt sich u. a. für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter und Opfer von Zwangssterilisation ein.

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Dauer 03:29 Min.

Nava Semel, geb. 1954 in Tel Aviv-Jaffa

„One of the ways to make sure that memory will be alive is to create a capsule of emotional memory.“

Die israelische Autorin Nava Semel, Tochter einer Auschwitz-Überlebenden und eines Widerstandskämpfers, schreibt als Schriftstellerin der sogenannten Zweiten Generation über das Erbe ihrer Eltern. Ihr genreübergreifendes und oft experimentelles Werk setzt sich mit dem Brückenbau zwischen Erinnerung und Sprachlosigkeit, der Verstrickung von Vergangenheit und Zukunft und der eigenen Identitätssuche auseinander.

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Dauer 03:56 Min.

Sara von Schwarze geb. 1968 in München

„Und ich habe das Gefühl gehabt, in meinen Venen liegt ein schmutziges, dreckiges Blut. Ich hatte viele Schuldgefühle, und ich habe mich geschämt, dass ich aus diesem Land komme.“

Die Schauspielerin und Dramatikerin Sara von Schwarze wird in München geboren. Als sie drei Jahre alt ist, konvertieren ihre katholischen Eltern zum Judentum und siedeln mit der Familie nach Israel um. Von Schwarze wächst in einer ultra-orthodoxen Umgebung auf. In ihrer Jugend zieht der Vater nach Deutschland zurück, von Schwarze bleibt in Israel und wird vor allem als Theaterschauspielerin bekannt. In ihrem eigenen Theaterstück „Zwischen den Welten“ (2012) thematisiert von Schwarze das Gefühl der Wurzellosigkeit und Fragen nach Schuld und Zugehörigkeit, die sie als Kind von deutschen Eltern in Israel stets begleitet haben.

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Dauer 04:27 Min.

Christine Mähler, geb. 1967 in Düsseldorf

„Es ist die Gleichzeitigkeit so vieler Gegensätze, die wir miteinander aushalten und verstehen müssen.“

Die Psychologin und Mediatorin Christine Mähler ist seit fast 30 Jahren im deutsch-israelischen Austausch tätig. Nach eigenem Freiwilligendienst in Israel ist sie seit Mitte der 1980er Jahre in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft aktiv, lange Jahre als Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Jugendforums. Beruflich war sie bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste für das Freiwilligenprogramm in Israel und Deutschland zuständig und setzte sich als Projektkoordinatorin für die Errichtung einer Internationalen Jugendbegegnungsstätte in der Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin ein. Seit 2001 leitet sie das bundesweit arbeitende Koordinierungszentrum für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch „ConAct“ – „Gemeinsam Handeln“.

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Dauer 02:01 Min.

Chaim Noll, geb. 1954 in Ost-Berlin

„Entweder wir erziehen die Kinder zu Heuchlern oder wir beenden diese ganze Problemlage und gehen einfach weg.“

Chaim (Hans) Noll wächst in der DDR als Sohn des Schriftstellers Dieter Noll (1927–2008) auf. Er verweigert den Wehrdienst und reist 1983 nach Westberlin aus, wo er als Journalist und Autor tätig ist. Nach intensiver Beschäftigung mit der jüdischen Herkunft seiner Familie kehrt Noll zum Judentum zurück. Anfang der 1990er Jahre verlässt er Deutschland und lebt seit 1995 mit seiner Familie in der Negev-Wüste in Israel. Chaim Noll schreibt weiterhin in deutscher Sprache und reist regelmäßig für Lesungen und Vorträge nach Deutschland.

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Dauer 04:00 Min.

Avital Ben-Chorin, geb. 1923 als Erika Fackenheim in Eisenach

„Es war von hiesiger Seite schwierig, nach allem, was geschehen war. Und ich persönlich hab‘s da besonders schwer gehabt.“

Im Zuge der Jugend-Alija siedelt Avital Ben-Chorin 1936 nach Palästina über. Ihre Eltern werden 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Zusammen mit ihrem Mann Schalom Ben-Chorin (1913–1999) begleitet die Lehrerin und Übersetzerin Anfang der 1960er Jahre die erste offizielle Jugendgruppe aus Israel nach Deutschland und ist seitdem mit deutsch-israelischen Dialogprojekten beschäftigt. Fünfzig Jahre nach ihrer Emigration besucht Ben-Chorin erstmals wieder ihre Geburtsstadt Eisenach; 2012 erhält sie die Ehrenbürgerwürde. Als israelische Ansprechpartnerin betreut Ben-Chorin bis heute junge Erwachsene, die über die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Israel arbeiten.

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Dauer 02:56 Min.

Dan Yoel, geb. 1978 in Jerusalem

„The reason why the Germans and the Israelis are so interested in each other is because both of us have something that the other one doesn’t.“

Geboren und aufgewachsen in Jerusalem, verbringt Dan Yoel den Großteil seines Arbeitslebens im Nachtleben – erst als Promoter und Organisator von Partys und seit etwa sechs Jahren unter dem Namen „ Lt. Dan“ auch als DJ. Über Musik und Alltagskultur prägt er eine „andere Form der Diplomatie“ und organisiert regelmäßige Austauschbesuche von Künstler*innen aus Deutschland und Israel. Heute lebt er in Berlin.

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Dauer 03:45 Min.

Uri Avnery, geb. 1923 in Beckum

„Meine Beziehungen zu Deutschland sind immer etwas komisch. Es ist nicht ganz Ausland, aber doch vollkommen Ausland.“

Der israelische Journalist Uri Avnery wird 1923 als Helmut Ostermann in Beckum bei Hannover geboren und siedelt vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie nach Palästina über. Seit 1945 publiziert der streitbare Friedensaktivist und ist von 1950 bis 1990 Herausgeber und Chefredakteur des linksgerichteten Magazins „Haolam Hazeh“. Als Parlamentsabgeordneter ist Avnery von 1965 bis 1973 und von 1977 bis 1981 in der Knesset tätig. Die Friedensinitiative Gush Shalom wird 1993 von ihm mitgegründet.

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Dauer 04:40 Min.

Gilad Hochman, geb. 1982 in Herzliya

„I was very attracted to German culture.“

Der israelische Komponist Gilad Hochman lebt seit 2007 in Berlin. In seinen Kompositionen verbindet er Traditionen klassischer europäischer Musik mit jenen, die sich auf jüdische Kultur und seine Herkunft beziehen. Inspiration findet er in Deutschlands Kulturgeschichte und konkret in Berlins Atmosphäre, Geschichte und Kulturszene. Zu seinen Lieblingsorten zählt das Grab des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy in Kreuzberg.

Doreen Mildner, geb. 1983 in Eilenburg

„Both countries will always be connected due to history.“

Nach ihrer Kindheit und Jugend in einem kleinen Dorf in der DDR besucht Doreen Mildner als Erste ihrer Familie die Universität. Sie studiert Germanistik und Politikwissenschaft und arbeitet heute als freie Journalistin und Lektorin in Berlin.

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Dauer 03:15 Min.

Carsten Hueck, geb. 1962 in Dortmund

„Ich habe in Israel das gefunden, was es in Deutschland nicht mehr gibt.“

Der Autor und Journalist Carsten Hueck verbindet seine berufliche Tätigkeit von Beginn an mit seinem Interesse für jüdische Kultur und Geschichte. 1992 reist er erstmals nach Israel. Seine Kino-Dokumentation „Jeckes – die entfernten Verwandten“ wird 1997 beim Filmfestival in Marseille mit dem „Prix Planète Cable“ ausgezeichnet. Durch persönliche Kontakte entstehen seitdem zahlreiche Porträts und Interviews mit israelischen Brückenbauer*innen – unter anderem mit Zeruya Shalev, Tom Segev, Teddy Kollek, Stef Wertheimer und David Grossman.

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Dauer 03:54 Min.

Tally Gur, geb. 1975 in Haifa

„German sounded beautiful to me, but I thought it was strange to feel that way, so I didn’t tell anyone.“

Tally Gur promoviert am Bucerius Institut der Universität Haifa zur Geschichte der Jüdischen Studien in Westdeutschland. Seit ihrem Studium in Jerusalem ist sie fasziniert von der deutschen Sprache, Kultur und Geschichte. Gur arbeitet in deutschsprachigen Kulturprojekten und pflegt enge Kontakte zu jungen Deutschen, die sich mit der deutsch-jüdischen Geschichte und den deutsch-israelischen Beziehungen auseinandersetzen.

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Dauer 03:48 Min.